Dortmund – Nachlese

Zu erst natürlich allen Startern, die sich für die WM in Dornbirn qualifiziert haben auch von mir die allerherzlichsten Glückwünsche für die tollen Leistungen, die ihr in den drei Tagen in Dortmund gezeigt habt. Gerade im Bereich Large (auf dem mein besonderer Augenmerk liegt), hat sich das gesamte Starterfeld als ausgesprochen stark und homogen erwiesen. Keines der 23 Teams hätte in Dornbirn eine schlechte Figur abgegeben.

Bevor ich mich noch mal mit unseren Läufen auseinandersetzte, einige grundsätzliche Gedanken zu den WM-Qualis aus meiner persönlichen Sicht.

 

Die „VorQualis“

Dieses Jahr fanden die ersten vier Qualifikationsläufe in Kreuth (1+2), sowie in Kappeln nahe Flensburg (3+4) statt. In meinen Augen ist es immer noch nicht sinnvoll, die Qualifikationen an den Rand der Republik zu legen, da die meisten von uns den Sport aus Leidenschaft betreiben und noch einer geregelten Arbeit nachgehen. Für mich heißt Kappeln z.B., Freitagmittag losfahren und gegen 24.00 Uhr ankommen. Samstag und Sonntag früh aufstehen um seine Läufe zu absolvieren und am Sonntag gegen 18.00 Uhr in Kappeln losfahren, um am Montag gegen 4.00 Uhr wieder zu Hause zu sein und um 8.30 Uhr wieder zu arbeiten…

Kreuth lag für mich natürlich näher, das waren nur zweieinhalb Stunden mit dem Auto.

Vielleicht wäre es doch angesagt, diese Vorquali Läufe in die Mitte Deutschlands zu legen, damit es nicht Einzelschicksale gibt, die über 900km Anfahrt haben.

 

 

Die Austragungsorte:

In Kreuth ein absolut ideal gelegenes Gelände mit gut zu laufendem Boden und bester Infrastruktur. Alles ideal. Nur eines: Hier liegt kein Teppich, und die Teams die selektioniert werden sollen, müssen bei der WM ja auf Teppich laufen.

In Kappeln dann wieder ein absolut geeigneter Austragungsort (bis auf die geographische Lage). Der Teppich in Kappeln bot allen Startern in meinen Augen die gleichen Bedingungen, zumindest  ich hatte nicht den Eindruck, dass die Hunde damit ein Problem hatten.

 

 

Dortmund

In Dortmund dann sicherlich auch ein absolut geeigneter Ort für das QualiFinale. Eingebettet in die Europasiegerzuchtschau, viele Zuschauer, Lärm, Aufregung und Stress für Hunde und Hundeführer und relativ zentral gelegen in Deutschland.

Leider gibt es in meinen Augen ein großes Manko in Dortmund und das ist der Teppich. Gerade im Large gibt es einige Hunde, die mit dem Untergrund extrem schlecht zurechtkommen, leider muss ich da auch meinen Hund dazuzählen. Die Hunde rutschen zum Teil, sind absolut unsicher und können auch nicht mehr die Zeiten laufen, die sie eigentlich laufen könnten. Obwohl man Läufe auf verschiedenen Veranstaltungen schwer miteinander vergleichen kann, musste ich feststellen, dass wir sowohl in Kreuth als auch in Kappeln je einen A-Lauf gewinnen konnten (mit der schnellsten bzw. zweitschnellsten Zeit des gesamten Starterfeldes), in Dortmund waren wir in jedem Lauf im Sekundenbereich hinter den Bestzeiten, auch bei eigentlich einigermaßen gut geführten Läufen. Alleine die Unsicherheit der Hunde kostet in meinen Augen schon etliches an Zeit und damit auch Ranglistenplätzen. Die Unsicherheit vieler Hunde ist auch daran zu erkennen, dass der Doppelsprung, eigentlich ein nicht allzu schwieriges Gerät in Dortmund von vielen Hunden nicht nur gerissen wurde, viele der Hunde sprangen in beide Stangen. In Kreuth auf normalen Hallenboden war das beim Doppelsprung nicht annähernd in dieser Häufigkeit zu sehen.

Wie mag das auf die Zuschauer wirken, denen Agility vom Feinsten angekündigt wird, sie dann aber rutschende, z.T. taxierende Hunde sehen, die in Sprünge knallen, weil sie den Absprung auf Teppich verpassen. Dieses Problem wäre in meinen Augen nur dadurch zu lösen, dass ein für alle Hunde gleichmäßig gut zu laufender Untergrund verlegt wird. Auch die Verletzungsgefahr für Hunde und Hundeführer (bei einem Lauf wäre ein Hundeführer fast über ein loses Teppichfeld gestolpert) würde dadurch minimiert werden. Wie mir von mehreren WM-Teilnehmern bestätigt wurde und wie man sich im entsprechenden Videomaterial auch überzeugen kann, rutschen die Hunde auf den „WM Teppichen“ (Kunstrasen) so gut wie nicht. Das müsste doch in Deutschland auch möglich sein einen entsprechenden Untergrund zu beschaffen.

 

 

Das Wertungssystem

Immer wieder wird man von Teilnehmer und Nichtteilnehmern auf das in Deutschland angewandte Punktesystem zur Qualifikation angesprochen. Eigentlich ist das System nicht schwer zu verstehen, aber über die Sinnhaftigkeit muss man doch kontrovers diskutieren.

Die drei Wertungen, die jeden Tag stattfinden sind gleichrangig für den A-Lauf, den Jumping und die Kombination (aus A-Lauf und Jumping).

Hat man in einem der beiden Läufen ein Dis, dann bekommt man auch in der Kombinationswertung ein Dis. Faktisch hat man dann an einem Tag zwei Dis. Begründet wird das (glaube ich zumindest) damit, dass damit sichere Läufer bevorteilt werden. Sinnvoll ist das aber nicht, vor allem dann nicht, wenn man „Siegläufer“ zur WM schicken will und nicht „Platzläufer“. Am zweiten Tag in Dortmund ist dann in meinen Augen das System an den Rand der Sinnlosigkeit geführt worden. Es gab im A-Lauf eine Disquote von annähernd 50%, dazu im Jumping nochmals eine Disquote von ca. 30 %. Ich bin an diesem Tag in beiden Läufen ins Ziel gekommen (V5 im A-Lauf, Platz7; VO im Jumping, Platz4). In zwei sehr schwierigen Parcours mit zwei ansprechenden Leistungen. In der Kombination kam ich damit auf Platz 4 an diesem Tag. Alle Läufer, die an diesem Tag eine Dis gelaufen sind, wurden in der Kombinationswertung an diesem Tag auf Platz 8 gewertet und bekamen dafür genau vier Punkte mehr als ich.

Das bedeutet, dass es an diesem Tage weniger Punkte (= billiger war) für ein Dis , als es am Tag zuvor für einen Nullfehlerlauf im A-Lauf gab. Auch ein Fehler im A-Lauf am Tag zuvor kostet alleine im A-Lauf 15 und mehr Punkte, d.h. es war deutlich schlechter am Freitag einen Lauf mit einem Fehler im A-Lauf  zu haben als am Samstag ein Dis. Und hier beginnt in meinen Augen die Sinnlosigkeit des Wertungssystems. Um ein weiteres fiktives Beispiel zur Erklärung zu nehmen:

Im A-Lauf gibt es einen Nullfehlerlauf und 22 Dis Läufe (so unwahrscheinlich ist das gar nicht, wenn man sich die Ergebnislisten vom Samstag anschaut).

Der Sieger erhält einen Punkt, alle anderen drei Punkte. Im Jumping kommen alle gut durch (der Richter hat eingesehen seine Ansprüche herunterzuschrauben). Unser Sieger im A-Lauf hat Pech und es fällt eine Stange. Angenommen er wird damit 15 im Jumping, weil es 14 fehlerfreie Teams gab.

Wer ist nun der beste am diesem Tage. Derjenige der zwei Läufe ins Ziel gebracht hat und einen davon gewonnen??? Nicht mit unserem System…

Unser A-Läufer bekommt für den Sieg im A-Lauf und der Kombination je 1 Punkt und 19 Punkte für den Jumping, macht zusammen 21 Punkte.

Der Sieger des Jumpings bekommt ebenfalls einen Punkt für den Sieg im Jumping,  drei Punkte für den A-Lauf (er wurde ja zweiter)und drei Punkte für die Kombination, da wurde er ja auch zweiter, macht zusammen sieben Punkte.

Auch der zweite im Jumping, dritte….zehnte im Jumping sind an diesem Tage besser, denn der zehnte im Jumping bekommt 14 Pkt plus drei aus der Kombi und drei aus dem A-Lauf, macht zusammen 20 Punkte.

In diesem wie gesagt fiktivem Beispiel wird der Sieger des A-Laufes und 15 des Jumping, der einzige der beide Läufe ins Ziel brachte und vielleicht sogar jeweils die schnellste Zeit hatte elfter in der Tageswertung. Ist dies gerecht? Sinnvoll? Nachvollziehbar? Für mich nicht.

Auch am Samstag war das in Dortmund ähnlich. Wer sich am Samstag im sehr schwierigen A-Lauf  ins Ziel gekämpft hat, wurde dafür bestraft, da es so viele Disse gab. Wer in beiden Läufen am Samstag ins Ziel kam, hatte auch nicht viel davon, denn es kamen eben nur so wenige ins Ziel, dass es für die Dis Läufe nur wenige Punkte gab.

In meinen Augen müsste aus diesem Grunde ein Positiv System eingeführt werden, in dem nur der A-Lauf und der Jumping gewertet werden, eine Kombination ist nicht sinnvoll und auch nicht gerecht.

Würde z.B.der erste 50 Pkt, der zweite 45, 40, 35, 30, 27, 24, 21,18,15, 14, 13, 12 … , aber wer ein Dis läuft eben keine Punkte erhalten, dann wäre in dem oben erwähnten fikitven Beispiel das Team mit Platz eins und Platz 15 auch der Tagesgewinner und das wäre in meinen Augen auch gerechter.

 

Nun zu unseren Läufen in Dortmund

 

Freitag

A-Lauf

Ein von Kirsten Brox entworfener A-Lauf der keinerlei auffallende Schwierigkeiten aufwies. Es war klar, man muss einen fehlerfreien Lauf haben um nicht im abgeschlagenen Feld zu landen. Jester hatte von Beginn an seine Probleme mit dem Untergrund und lief relativ unsicher. Ein grosser Bogen nach der Wippe kostete uns schon einige Zeit, dann hatte Jester noch massive Probleme beim Aufgang Steg und wäre beinahe wieder runtergerutscht. Trotzdem haben wir einen Nuller geschafft, waren aber dank der schlechten Zeit nur auf Platz 13.

Jester

Fly    Pepper   AngelFly    Gael    Garry    Esprit    Lif     Amely     Yana     Joey    Jack

Gise    Tiger    Don    Chilli     Iwy     Goldin     Back     Lilly     Finn     Hope     Maya

Im Jumping sollte alles besser werden. Aber schon am zweiten Hindernis blieb Jester im Sacktunnel hängen. Wieder ließen wir Zeit liegen. Dann sprang Jester ohne richtigen Absprung in den Doppelsprung, etwas was uns auf Rasenturnieren eigentlich nicht passiert. Im Endeffekt wieder der 13te Platz im Jumping und Platz 10 in der Kombination. Damit waren wir am ersten Tag auch 10te in der Gesamtwertung.

Jester

Fly    Pepper    AngelFly    Gael    Garry     Chilli     Back     Lif      Amely     Jack    

Finn     Iwy     Goldin     Maya    Hope     Gise     Joey     Don     Lilly     Yana     Tiger

Samstag

Der zweite Tag dann bei den Richtern B. Hüppe und T. Bultmann.

Beide stellten extrem selektive Parcours, die den Läufern die Schweißperlen auf die Stirn trieben…

Da wir ungefähr als zehntes Team laufen mussten, war klar, das es nicht eben leicht wird. Vor uns gingen ca. 7 -8 Teams ins Dis. Für mich also war es jetzt extrem wichtig durchzukommen. Und das kamen wir auch mit einem, den Umständen entsprechendem Lauf. Im Ziel dachte ich eigentlich es wäre ein Nullfehlerlauf gewesen, auch die meisten Starter sahen das so. Aber wir bekamen den Abgang A-Wand und kamen damit auf Platz 7. Da insgesamt im A-Lauf nur 12 Teams ins Ziel kamen, konnten wir uns in der Rangliste nicht wirklich nach vorne arbeiten, da die Dis Teams genau 6 Punkte mehr bekamen als wir.

Jester

A-Läufe in chronologischer Reihenfolge

Also mussten wir in dem nicht viel leichteren Jumping noch einmal versuchen so weit wie möglich nach vorne zu laufen. Der Jumping gelang uns dann auch wirklich gut und wir wurden vierter (mehr ist auf dem Untergrund für uns kaum möglich). In der Kombinationswertung dieses Tages landeten wir auch auf Platz vier. Aber auch hier war das Punktesystem gnadenlos. Alle Läufer die an diesem Tage ein Dis hatten, waren in der Kombinationswertung auf Platz 8, also genau vier Plätze hinter uns. Damit konnten wir natürlich wieder nicht wirklich Boden gut machen. Am Ende des zweiten Tages lagen wir auf einem geteilten sechsten Platz.

Jester

Jumping Large in chronologischer Reihenfolge

Sonntag

Am Sonntag wieder das Richtergespann vom Samstag. Der A-Lauf nicht mehr ganz so anspruchsvoll wie tags zuvor. Als drittes Hindernis der Doppelsprung und auch an diesem Tag sprang Jester in beide Stangen. Nach der A-Wand dann noch ein Berührungsfehler und wir waren aussichtslos zurück, da wir mit den zwei Fehler auf Platz 15 landeten und damit auch rechnerisch kaum noch die Möglichkeit hatten uns unter die ersten sechs Teams zu schieben. An diesem Tag bekam man für einen Lauf mit zwei Fehlern deutlich mehr Punkte als tags zuvor für ein Dis…

Jester

Die A-Läufe in chronologischer Folge

Der letzte Lauf dann nur noch Formsache. Jester hat schon die erste Hürde gerissen und ich habe ihn kurz darauf am Slalom vorbeigezogen. Alles in allem war Dortmund (wir haben unser Ziel in allen Läufen in die Wertung zu kommen geschafft) wieder eine Reise wert, auch wenn die Einsicht in mir gereift ist, dass wir unter den momenten Bedingungen eine WM-Teilnahme aus eigener Kraft nicht schaffen können…

Jester

Diverse Jumpings

In diesem Jahr kamen wir letzendlich auf den 10. Platz!

3 Responses to “Dortmund – Nachlese”

  1. Hallo Martin,

    in deinem Artikel gebe ich dir völlig recht. Der Teppichboden in Dortmund ist wirklich eine Zumutung!
    Ich fand die Wippe ebenso gruselig, nicht das die Wippe immer noch dreckig von der EO in Gelsenkirchen war, sondern das die Wippe so instabil war!
    Der VDH nimmt auf dieser und anderen Veranstalltungen sehr viel Geld ein und kann sich nicht mal einen WM-tauglichen Teppichboden und Parcour leisten. Ich bezweifle dies!
    Da muss auf jedenfall nachgebessert werden!

    Ich möchte dir und Jester auf diesem Wege trotzdem herzliche Glückwünsche aussprechen. Ich sehe eure Videos immer wieder gerne.

    Bis zum nächsten Jahr in Dortmund und ggfls. mit anderm Punktesystem! War mir gar nicht so bewusst, das es so komisch gerechnet wird!
    Gruß
    Helge

  2. Aicy sagt:

    Hilfe, wer brütet denn solche Wertungssysteme aus?!?!?
    Stellt sich schon die Frage, ob das den ganzen Aufwand wert ist …

    Schade, dass es am Ende nicht gereicht hat. Aber: Wir sind stolz auf euch! Auf ein Neues!

  3. Meagan sagt:

    Eigentlich wundert mich das alles nicht wirklich! Man muss nur wissen wer der verantwortliche Verband bzw. Verbände für diese Veranstaltungen sind, dann weis man auch auf wessen Mist welcher Personen solch ein untaugliches System gewachsen ist. Wer diese Personen kennt weis das es hier nicht mehr um den Sport geht sondern einzig und allein um den Profit und Geltungsbedürfnis, leider fast nur noch zu Lasten unserer Hunde und dem Geldbeutel. Mit Spaß am Sport mit dem Hund hat das Ganze schon lange nichts mehr zu tun!
    Denkt man jetzt an die Wahlen, sollte es einem gleich wieder schwummrig werden…

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.